Das im Nachkriegsösterreich weit verbreitete positive Bild der Gewerkschaften als wichtiger Verhandlungspartner in einer funktionierenden Sozialpartnerschaft erfährt in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts durch den internationalen Siegeszug des Neoliberalismus einen tiefgreifenden Wandel. Mit dem Übergang vom wohlfahrtsstaatlichen Kapitalismus zum entfesselten Finanzmarkt-Kapitalismus kommt es zu einem Einfluss- und Bedeutungsverlust der Gewerkschaften und zu einer Erosion der personellen, politischen und sozioökonomischen Grundlagen gewerkschaftlicher Arbeit. Die Schwäche der Gewerkschaften geht mit einer Zunahme der militanten Gewerkschaftsfeindlichkeit im rechten politischen Lager und einer offensiven anti-gewerkschaftlichen Politik einher. Im Kampf gegen die „Ideologie der Globalisierung“ kommt den Gewerkschaften jedoch ein weites Aufgabengebiet zu. Um wirksamen „Druck von unten“ entwickeln und eine Gegenöffentlichkeit herstellen zu können, müssen sie allerdings innovative Organisationsformen des Widerstandes entwickeln und eine enge Zusammenarbeit mit den neuen sozialen Protestbewegungen anstreben, die sich gegen die neoliberale Politik wenden.